Wenn das Röntgenbild gut ist, dann will ich heute nach Hause!

Das fand der Professor bei der Chefarztvisite auch. Es war wieder eine riesige Menschenansammlung in meinem Zimmer. Sofern das Röntgenbild gut ist und der Rinderknochen noch da ist, wo er hingehört und sich nichts verschoben hat (Zitat der Chirurgin: bei den weichen Knochen ist es so, als wenn man Schrauben in Butter dreht...), dann gehts nach Hause. Juhu! Dann zog die Karawane weiter und Mutti packte.

Eine Viertelstunde später kam die Schwester etwas betreten rein. Sie hatte beim Röntgen angerufen und wollte sagen, die sollen mich schnell dran nehmen, damit wir nach Hause können, als die Ärzte ohne Begründung entschieden haben, daß wir doch noch eine Nacht bleiben sollen. Der Liegendtransport sei für Sonnabend um 10 bestellt.

Nun wäre es grundsätzlich kein Problem und auf einen Tag kommt es im Prinzip auch nicht an, aber was hat zur Meinungsänderung geführt? Alle Blutwerte okay, bis auf den HB-Wert. Der ist von 11,9 auf 10,3 abgesackt, weshalb ich heute morgen auch 20 Tropfen Ferrosanol bekommen habe. Das Eisenpräparat soll ich aber bis zur Reha nehmen - wenn ich im Krankenhaus bleiben soll, bis der Hb-Wert okay ist, dann dauert das noch Wochen. :-p

Wozu also noch bleiben???

Man könnte natürlich auf die böse Idee kommen, daß es eine Fallpauschale bis 10 Tage gibt und eine (natürlich deutlich höhere), wenn man 11 Tage und länger bleibt... Mutti ist da schon auf die Rechnung gespannt und wird das dann mal recherchieren.

So oder so hat sie der Schwester klar gemacht, daß wir heute nach Hause fahren, es sei denn, das Röntgenbild spricht dagegen und es muß nochmal operiert werden oder man liefert eine stichhaltige medizinische Begründung.

Und dann gings erstmal zum Röntgen! Im Wartezimmer war ein frecher kleiner Junge in einem 3ma4ma-Rolli. Seht ihr, was er macht?

Der will meinen Hasen klauen!

Aber nicht mit mir! Ich hab mich ordentlich gewehrt.

Heute wurde ich wieder digital geröngt. Das ist super, dann bekommt man keine kalte Platte unter den Hintern geschoben. Witzig sind auch immer die unterschiedlichen Methoden. Heute mußte Mutti nicht unterschreiben, daß sie den Röntgenstrahlen ausgesetzt wird, dafür mußte meine Windeln komplett ab. ;-)

 

Wieder auf Station wurde es immer lustiger. So kann man eine Abreise auch verhindern, in dem es einfach keinen Transport mehr gibt, weil alles ausgebucht ist. Langsam wurde Mutti etwas böse. Dann sollen die den Transport woanders bestellen und nicht bei der üblichen Firma, mit der sie kooperieren. Als nächstes Argument kam, das kein Transport für heute bestellt werden darf, solange kein Arzt zugestimmt hat. Da wurde Mutti freundlich bestimmend. Es muß kein Arzt zustimmen, wenn wir heute auf eigene Verantwortung abreisen und wenn der Transport nicht bald bestellt wird, dann gibt es heute vermutlich wirklich keinen mehr und sie hätte keine Lust darauf, daß jetzt auf Zeit gespielt wird.

Um es abzukürzen. Der Transport wurde für 16 Uhr bestellt und ein Arzt hat sich nicht mehr zu Mutti getraut. Geht doch!

Diese kleine Episode ist ein kleiner fader Beigeschmack. Sie soll trotzdem nicht überbewertet werden, denn ansonsten war es ja wirklich alles perfekt. Mutti hatte in der Chefarztvisite auch nochmal ausdrücklich die gute und kompetente Betreuung gelobt und die hübsche OP-Narbe.

Apropos Narbe. Sieht doch super aus! Die kleinen Blasen kommen von der Schutzfolie, die über den Pflastern klebt.

Wen man so rumliegt und ind die Luft glotzt, dann entdeckt man auf einmal eine Clownsnase an der Zimmerdecke.

Böse Zungen behaupten ja, Mutti hat da einen Klinikclown aufgehängt und das ist der Rest von ihm...

Um Viertel vor Vier waren die freundlichen Johanniter schon da. Kurze Lagebesprechung was zu beachten ist und dann wurde ich verstaut. Nein, die blaue Beleuchtung stört mich nicht und wird auch keine Epi auslösen. Alles gut!

Zum Abschluß hat Schwester Carmen mich nochmal gedrückt und ich hab mit dem Hasen gewedelt.

Mutti ist vorgefahren und auf einmal sind wir an ihr vorbei. Da haben die Insider ihr noch eine neue Strecke gezeigt...

An irgendeiner Ampel hatte Mutti dann aber doch die Nase vorne und war 10 Minuten vor mir zuhause. Schnell das Auto ausgepackt und alle Taschen nach oben und dann fuhr ich auch schon am Haus vorbei.

Die Fahrt war gut. Ich war ganz ruhig.

Und dann mußten die Jungs mich noch nach oben buckeln. Zum Thema Treppenlift: Der versperrt keine Rettungswege, man kommt mit einer Trage eh nicht nach oben.

Das war ein ganz schönes Himmelfahrstkommando, wie schon von meinen Eltern prophezeit.

Ab jetzt bin ich bis zum 16.1.2017 hier eingesperrt.


Merkposten zur Krankenhausentlassung:

Nächstes Mal sagt Mutti dem Arzt, daß jeder, der nicht zwangseingewiesen sei, sich jederzeit frei bewegen könne. Im übrigen auch, ohne einen Wisch "Entlassung auf eigenes Risiko" zu unterschreiben, weil kein Arzt das Recht hat, dasn Grundrecht auf Freizügigkeit einzuschränken. Und wenn er es täte, dann sei es Freiheitsberaubung, weil er keinen richterlichen Beschluß hat.

Und wenn es darum geht, die Haftung auszuschließen, dann muß er den Rat schon konkretisieren und die Gefahren benennen, die zu Hause auftreten können und im Krankenhaus vermieden werden. Und morgen ist die Hüfte kaum fester als heute!