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Der GöGa machte Ole fertig und ich trank in Ruhe meinen Kaffee, als ein Blick auf mein rechtes Bein fiel. Nun waren meine Beine noch nie schön und Schwiegermutter hat mit 80 hübschere Beine, als ich sie mit 20 hatte; so häßlich war der Unterschenkel aber noch nie. Dick und mit einer Handgroßen roten, glänzenden Stelle und das Ganze nei näherer Betrachtung auch noch warm. Da brauch ich nicht lange 1 und 1 zusammenzählen, sondern weiß: ich hab ein ernstes Problem. Eine Thrombose trotz abendlicher Thrombosespritzen? Unter Avastin ist ein erhöhtes Thromboserisiko bekannt. Mir geistert ein um 15% erhöhtes Risiko im Kopf herum. Bravo.

Also stand ich 20 Minuten vor der Öffnung in der Hausarztpraxis auf der Matte. Frau Dr. meinte, es könne entweder eine öberflächliche Venenentzündung sein oder in den tiefen Beinvenen sitzen. Sie nahm Blut ab und schickte es als Notfall ins Labor. Mittags sollte das Ergebnis da sein. um 12.30 Uhr war es nicht da. Problem: Wir müssen um 13 Uhr die Orthesen anpassen und abholen und die Praxis ist nun auch urlaubsbedingt geschlossen. Bravo.

Um 12:53 Uhr kam der angekündigte Anruf von Frau Doktor: Sofort ins Krankenhaus! Die Dimere liegen bei 3100 - viel zu hoch und klassisch für eine Thrombose. Das muß sofort mit Ultraschall abgeklärt werden. Wie morgens abgesprochen, wirft Frau Doktor mir die Einweisung auf ihrer Hausbesuchsrunde vorm Urlaub in den Briefkasten.

Um 14.45 Uhr bin ich ohne die Papiere in die Uni gefahren. Die Unterlagen kamen per Photos um 15.15 Uhr per Whatsapp. Und dann wurde es spannend. Die Notaufnahme brechend voll. Die Anmeldung geschlossen. Nix passiert. Warten. Freitagnachmittag am letzten Schultag vor den Herbstferien ist ein richtig schlechtes Timing für so eine Aktion.

Um 15.55 Uhr wurde ich aufgerufen und durfte mich anmelden. Der Computer hat als Ankunftszeit 15:58 Uhr registriert. Aufnahme der Personalien unter Vorzeigen der Whatsapp-Nachrichten mit den Fotos der Überweisung. Geschätzte Wartezeit 4 Stunden MINIMUM. Um 16.20 Uhr erfolgte die erste Untersuchung bei der die Priorität festgelegt wird. Priorität 30 Minuten. Das ist auch nicht beruhigend.

Tatsächlich hatte ich schon um 16.45 Uhr ein Bett unterm Hintern und durfte mich da ohne Hose und Schuhe reinlegen. Es folgten: Blutabnahme (hat die studentische Hilfskraft großartig hinbekommen. Chapeau!), Blutdruck messen und ein EKG, bevor gegen der Ultraschall gemacht wurde.Ergebnis: Eine fette 2-Stufen-Thrombose im rechten Bein.
Der junge Arzt fragte, ob ich über meine Erkrankung informiert sei und wüßte, was ich habe. Nein, die Tragweite einer Krebserkrankung, die schön gestreut hat und unheilbar ist, ist mir nicht bekannt. *grumpf*

Man beachte die zu kurzen Etiketten! :-)

Die nächste studentische Hilfskraft drückte noch an meinem Ohr rum und war verwirrt, als ich fragte, ob das eine BGA werden soll. "Sind Sie vom Fach?" ;-)

Von der Notaufnahme gings dann in die Folgestation. Der nette junge BGA-Mann schob mich im Bett dorthin. Das Bett war schlimmer als ein störischer Einkaufswagen und fuhr überall hin, nur nicht dahin, wo es hin sollte.
Und da lag ich dann im zugigen Flur, müde, hungrig und genervt und wartete auf den Arztbrief und eine Thrombosespritze. Der Arzt versprach, daß er diesen bis 22 Uhr fertig hat, da er dann Feierabend hat. Ächz.

Bei der Übergabe des Arztbriefes (offizielles Auschecken laut Arztbrief um 21:29 Uhr), fragte ich den Arzt, was denn nun mit meinem Bein sei? (Ich hatte vorher schon gefragt, was ich dem Bein denn nun Gutes tun könnte? Hochlegen? Laufen? Stehen? Sitzen?) Die Antwort lautete: Sie haben eine Thrombose! Ja, das hatte ich morgens schon selber diagnostitiert.... und was tu ich der Thrpmbose Gutes? Gut sind Laufen und Liegen. Schlecht sind Stehen und Sitzen. Als ich dann meinte, dann müsse ich mir für die Arbeit was einfallen lassen, und das Bein da irgendwie auf einem Hocker hochlegen, bekam ich zur Antwort: Arbeit? Wieso arbeiten? Bei ihrer Diagnose müssen Sie nicht mehr arbeiten gehen. Ihr Leben ist endlich und die Zeit läuft.

Der Arzt hat das lieb gemeint. Ganz sicher. Er wünschte mir mehrfach alles Gute, trotzdem waren diese Sprüche richtig scheixxe.

Der Weg zum neuen Parkhaus war eine Qual, wilde Wege durchs Gebäude und endlos weit, wenn man schlecht humpelt. 21.45 Uhr Parkhaus, 22.30 Uhr zuhause. Erledigt.

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