Tag 2 nach dem Herzinfarkt.
Moin! Ich habe bis 6.30 Uhr gepennt. Gemütlich ist es bei Mutti im Bett.
Papa hat heute seinen Herzkatheter. Uhrzeit der Abholung ist nicht bekannt. Frühstück hat er aber bekommen. Joghurt und Kaffee. Was will man mehr?
Und mit dem Motto kann ja wohl nix schief gehen. :-) Die Uni läßt sich echt was einfallen. Mutti wurde beim Darm kein "Arschgut" serviert.
Um elf Uhr war Papa fertig. Diagnose: leichter Infarkt, weil die Arterie nicht vollständig zu war, sondern nur zu 75%. Papa hat einen Stent bekommen und einen Arteriendruckverband. Ganz was Feines. 12 Bar in den Ballon.
Nachmittags wurde noch ein Ultraschall gemacht. Die Pumpfunktion des Herzens ist gut. Übermorgen (also am 1. Weihnachtstag) kann er raus.
Als der Druckverband entfernt wurde, hatte Papa 15 Minuten später eine Schwellung groß wie ein Osterei am Arm. Die Schwester und der Arzt haben das aber wieder runtergedrückt und mit Eis gekühlt.
Tag 1 nach dem Herzinfarkt.
Papa tut das Kreuz weh vom Scheixx-Krankenhausbett. Außerdem hat er super schlechte Laune.
Mutti und ich haben ganz gemütlich bis 7.30 Uhr geschlafen und haben dann gefrühstückt.
Papas Frühstück kam um 10 Uhr.
Der Arzt war da. Morgen gehts durchs Handgelenk an die Pumpe (Herzkatheter). Je nach Untersuchungsergebnis gibt es dann einen oder mehrere Stents.
Papas Mittagessen - Gulasch.
Tante Dinkelstange hat Papa nach ihrem Feierabend besucht und ihm ein Stück Sahne-Nuß-Torte mitgebracht.
Papa sieht gar nicht so krank aus, aber er ist ja auch nicht im Gesicht krank. :-p
Danach haben ihn noch seine zwei Kolleginnen besucht. Das war sehr lieb.
Abends kam Oma Neustadt und hat auf mich aufgepaßt, weil Mutti gerne zur Geburtstagsfeier wollte.
Nun hat er wirklich einen Herzinfarkt bekommen! Der Papa... dabei hat Mutti ihn gar nicht zur Weißglut getrieben und ich war auch artig.
Aber der Reihe nach.
Mutti hat nach ihrer gestrigen Weihnachtsfeier ausgeschlafen und Papa hat sie um Viertel vor neun gefragt, wann sie denn gedenkt, aufzustehen. Ich war schon fertig, Mutti hat Gas gegeben und um halb zehn sind wir zur Hippo gefahren. Es war sonnig und ein ganz tolles Licht. Chika hat nach Leckereien gesucht.
Und ich war hochzufrieden auf Pontus.
Pontus hatte übrigens eine Weihnachtsmütze auf. :-)
Auf der Rückfahrt war Papa schlecht gelaunt. Wir haben noch getankt, was zu Oma Neustadt gebracht und die Altpapiersammlung gefüttert. Mutti fragte ihn, ob sie noch einen Kaffee aufsetzen soll und er grummelte nur rum.
Und dann rückte er mit der Sprache heraus. Um 9.15 Uhr hatte er einen Druck auf der Brust gespürt. Und auf der Rückfahrt tat ihm der linke Arm weh. Aber nun ist wieder alles okay. Was er machen soll?
Ohne zu zögern hat Mutti geantwortet: Notarzt anrufen. Das hat er dann auch artig gemacht. Als er sich danach eine Zigarette anstecken wollte, ist er fast eines gewaltsamen Todes gestorben. Ich zitiere meine Mutti: Dir brennt ja wohl der Schal! Willst Du dem Notarzt mit Kippe in der Hand öffnen und sagen: Hallo, ich habe einen Herzinfarkt!?
Drei Sanitäter haben Papa erstmal untersucht und ein EKG gemacht, Blutdruck gemessen usw.
Wenn meine Eltern das richtig verstanden haben, waren beide EKGs relativ unauffällig. Papa war eher etwas angespannt und aufgeregt. Der Notarzt wurde verständigt und Mutti hat ihn unten an der Straße in Empfang genommen.
Papa guckt etwas bedröppelt, weil er eine Fahrt ins Krankenhaus gewonnen hat zur weiteren Untersuchung und Überwachung.
Aber erstmal gab es einen Zugang und eine Dosis ASS.
Und wie kommt er nun runter? Auf der Trage? Nee, er durfte natürlich meinen Treppenlift benutzen.
Tschüß Papa. Alles Gute! Laß Dich in die Uni bringen. Die haben Mutti und mich über Weihnachten auch gut versorgt und außerdem bist Du dann in der Nähe von Tante Dinkelstange und Onkel Lars. Das ist ganz praktisch.
Um halb fünf war es klar. Der zweite Blutwert hat eindeutig ergeben, es war ein Herzinfarkt! Diagnose beschwerdefreies NSTEMI. Was für ein Scheixx! Den Troponinanstieg im Blut sieht man immer erst zeitlich verzögert.
Unter den Umständen würde ich sagen: Es ist bestmöglich abgelaufen und gerade nochmal gut gegangen.
Onkel Lars war so lieb und hat Papa eine Tasche mit Zahnbürste und Unterhose, iPad und Spiegel vorbeigebracht. Onkel Micha hat Agathe abgeholt.
Nachmittags war Krankengymnastik.
Und kaum zuhause wurde mein Proberolli geliefert. Der "Findus" von Berollka. Mein jetziger Rolli ist eigentlich schon zu klein bzw. meine Beine sind zu lang. Weil der Orthopädietechniker über Weihnachten und Silvester Urlaub hat und der Rolli dann nur in der Werkstatt rumstehen würde, darf ich ihn bis nächstes Jahr behalten, sofern ich ihn ordentlich zurückgebe. D.h., er darf nicht mit in die Schule und nicht nach Dänemark an den Strand.... Komisch... ist doch nur Sand. ;-)
Papa hat übrigens fast einen Herzinfarkt bekommen als er den Speichenschutz gesehen hat.
Er schiebt mit mir nur im Dunkeln draußen.
Mal schauen, wie der Findus sich im Alltagsbetrieb macht.
Auf jeden Fall ist es vorbei mit "kleinem, zierlichen" Rollstuhl. Mutti ist etwas unglücklich darüber.
Diese Karten habe ich in Wahrnehmung gemacht. An mir ist ein Künstler verloren gegangen. ;-)