Muttis Schönheitsschlaf hat nicht ausgereicht. Ihr ist hundeelend zumute und sie ist weiter in einen komatösen Schlaf verfallen, nachdem sie mich morgens in Taxi gesetzt hat. Oma Neustadt war so lieb und hat Papa in Krankenhaus gefahren. Er sollte um 8.45 Uhr da sein, die OP war für 10.15 Uhr vorgesehen.
Krank hin, krank her - kleine behinderte Kinder und fertig gebaute Orthesen nehmen da keine Rücksicht drauf und wollen abgeholt werden. Mutti findet, daß ist das Schlimmste an kleinen/behinderten Kindern, denen man das nicht erklären kann. Man kann nicht einmal in Ruhe selbst krank sein.
Meine Schlaforthesen konnte ich schon mitnehmen, die Tagesprothesen sind nächste Woche fertig. Da muß noch verfeinert und verbessert werden.
Dann noch ein kurzer Abstecher zu Papa ins Krankenhaus, damit Mutti ihm eine paar Bazillen in die Wunde husten kann, falls das im OP noch nicht geschehen ist.
Papa hat so ein schickes Laserbändchen um - fast so schick wie ein Roskilde-Band ! Die OP hat er gut überstanden. Der Operateuer berichtete, da sei doch ziemlich viel zu flicken gewesen. Abends wurde ihm noch eine schicke Trage für seinen Arm gebracht. Die muß er nun sechs Wochen mit sich rumschleppen. Er die Schulterabduktionsschiene und die Schulterabduktionsschiene den Arm.
Hausse
In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.
Johann Wolfgang v. Goethe (1749 - 1832), Dichter
Seit Freitag hab ich ein paar Pünktchen am Hals, bin aber gut drauf gewesen, wenn wir mal von der Hippotherapie absehen... *fröstel*
Nun war der Ausschlag doch mehr geworden und Mutti meinte beim Aufwachen eine Himbeerzunge und ein weißes Dreieck um den Mund gesehen zu haben. Kurze Zeit später war das aber wieder weg. In den Kindergarten kann ich so aber eh nicht, solange mein Ausschlag keinen Namen hat.
Daher gings um 10 Uhr zur Kinderärztlichen Notfallpraxis ins Krankenhaus, wo zufälligerweise "mein" Lungenfacharzt Dienst hatte. Prima ! Ist ja immer schön, wenn man jemanden kennt.
Den Ausschlag fand er für Scharlach untypisch, meinen feuerroten Hals hingegen nicht. Schnell Penicillin aus der Notfallapotheke geholt und ab nach Hause. Morgen haben Mutti und ich frei. Ab Dienstag darf ich wieder in den Kindergarten !
Den Artikel hat Papa Mutti unter die Nase gerieben. Mutti war ganz entspannt. Hauptsache, der Pannendienst kommt, wenn wir mal wieder liegen bleiben !
Sichtweise
Wir machen keine neuen Erfahrungen, aber es sind immer neue Menschen, die alte Erfahrungen machen.
Rahel Varnhagen von Ense (1771 - 1833), Schriftstellerin und Saloniere
Citti hat Wels im Angebot. Papa liebt Wels und ich esse den sehr gut. Mutti findet das feste, grätenfreie Fleisch auch schön, fragt sich jedoch immer, ob es politisch korrekt ist, diesen Fisch aus Aquakultur zu verzehren.
Viktoriabarsch kommt hier jedenfalls nicht mehr auf den Tisch, sämtliche überfischten Sorten auch nicht, mit Pangasius war auch irgendwas... Schwierig...
Und hier kommt die Auflösung, was es mit Carsten Köthe auf sich hat.
Kann man es auf dem kleinen rechten Bild im Artikel erkennen ? Dort ist ein Pferd zu sehen und ein Scheck. 2012 gab es in der Weihnachtszeit die übliche Spendenaktion von RSH "Carsten Köthe hilft helfen", mit der Geld für die Hippotherapie in Schleswig-Holstein gesammelt wurde.
Guckt Euch mal Ronja an.
Von dem Geld habe ich zum Jahresanfang einen einmaligen Betrag zugesagt bekommen, so daß ich für ein halbes Jahr zur Hippotherapie gehen kann, bis es hoffentlich einen Nachfolger für den Kleinen Onkel im Kindergarten gibt.
Zum Überbrücken ist das echt der Wahnsinn ! Wir haben uns alle total gefreut, denn eine Eigenbeteilung und die Benzinkosten sind schon was anderes, als der volle Betrag + Spritgeld.
Im Rahmen der Bewilligung wurde darum gebeten, daß man einen kleinen Bericht über die Hippotherapie schreibt und diesen zusammen mit einem Bild an Carsten Köthe schickt. Das werden wir auf alle Fälle trotzdem machen, zusammen mit Genesungswünschen.
Vielen Dank, Carsten Köthe und halt die Ohren steif !
Erkenntnis
Zu den herben Enttäuschungen des Lebens zählen oft die erfüllten Wünsche.
Mutter Teresa (1910 - 1997), albanisch-indische Nonne und Selige
Mutti spricht das nur ungerne aus und schon gar nicht posaunt sie es gerne laut durch die Gegend (da ist sie sehr abergläubisch) - seit Ende Oktober/Anfang November ist von meiner Epilepsie nichts zu bemerken. *Tock tock tock* *Auf Holz klopf*
Den Termin fürs heutige EEG mit anschließendem Arztgespräch hatten wir im September vereinbart und kurzzeitig war die Überlegung, ihn abzusagen. Aber wie Frauen so sind... Muttis Neugier obsiegte. Wird das EEG besser sein als die vorherigen ? Spiegelt es meine verbesserte Situation wider ? Oder geht es mir gut und das EEG ist katastrophal wie immer ?
Im Kindergarten wurde ich am Einschlafen gehindert und Gott sei Dank war ich noch nicht über den toten Punkt hinweg. Mütze auf, Gel hinein - ich hab mich dabei totgelacht. Die Spritzen mit dem Gel kitzelten !!!
Am Anfang gab es noch ein paar Schnullerbewegungen im EEG zu sehen, bevor ich relativ schnell einschlief.
Die EEG-Dame war begeistert, genau wie die Ärztin, die es hinterher ausgewertet hat. Es ist kein "gesundes" EEG, aber ein so Gutes hatte ich schon ewig nicht mehr !
Meine Physiotherapeutin hat sich beim anschließenden Turnen mitgefreut.
Stilsicher
Eleganz ist Verweigerung.
Coco Chanel (1883 - 1971), französische Modeschöpferin
Die große Beichte stand an: Ich trage meine Hörgeräte schon seit knapp 2 Monaten nicht mehr. Es hat einfach keinen Sinn. Meine Eltern oder der Kindergarten stecken sie mir in die Ohren und eine Minute später habe ich sie wieder rausgerupft. Und das auf beiden Seiten ! Und innerhalb von 10 Minuten 8x. Dem Kindergarten ist es einfach nicht zuzumuten, das Spiel den ganzen Tag zu spielen und dazwischen noch auf die Suche zu gehen, wo ich die Geräte versteckt habe. Und meine Eltern können das auch nicht leisten, ohne Mordgelüste zu verspüren.
Die Hörgeräteakkustikerin war nicht so begeistert. Aber leider kann ich ja nicht mitteilen, woran es liegt und was mich stört oder ob es nur eine Phase ist (ohne Grund). Die Ohrpaßstücke sitzen noch. Sicherheitshalber wurde das Stück, das in den Gehörgang geht, noch etwas abgerundet. Danach wurde ein Hörtest mit mir gemacht.
Papa nimmt mich dafür auf den Schoß, die Hörgeräteakkustikerin und eine Assistentin sitzen mir gegenüber und beobachten mich sehr genau, ob und wie ich auf einzelne vorgespielte Geräusche reagieren. Im Ergebnis habe ich nicht immer überall interessiert hingeschaut und den Kopf gedreht, es war aber zu erkennen, daß ich etwas gehört habe, denn ich habe wenigstens die Augen bewegt. Und das bei immerhin 30 Dezibel, was fast "gut" ist.
Für den Fall, daß mir die Hörgeräte unangenehm sind, weil ich damit zu gut höre und die Geräusche zu laut sind, wurden sie etwas runtergedreht. Diese schwächer eingestellten Hörgeräte soll ich für sechs Wochen testen, dann machen wir einen erneuten Hörtest.
So kann`s gehen
Alles verläuft nach Plan.
- Nur der Plan ist Mist !
Anonym
Meine Fußstellung ist eine Katatstrophe. Ich mache immer einen Spitzfuß (das ist der Grund, warum ich außer Sandalen keine Schuhe anziehen kann) und obendrein stehen die Füße krumm und schief. Meine alten Schlaforthesen werden zu klein, daher sind wir nun zu dem Entschluß gekommen, daß ich mit neuen Orthesen versorgt werden muß. Bislang haben wir auf Orthesen für den Tag verzichtet, weil mich diese bei einem eventuellen Krabbeln einschränken würden. Da ich jedoch keinerlei Anstalten mache, zu krabbeln, wird da nun keine Rücksicht mehr drauf genommen.
Ich bekomme Schlaforthesen für die Nacht mit dem schrillen psychodelischen Muster (Unterschenkelnachtlagerungsschienen nach Gipsabdruck), sowie "Dafos" (Dynamic Ankle Foot Orthosis) für den Tag (Dynamische Fußorthesen nach Gipsabdruck). Die Dafos werden ganz bunt im Konfetti-Design !
Der Orthopädietechniker war begeistert, wie artig ich das Gipsen über mich ergehen lasse. Was dabei ein echter Vorteil ist, ist leider auch mein Hauptproblem: es stört/interessiert mich nicht.
Gewußt wie
Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), Dichter und Zeichner
Zunächst lohnt es sich, den Blogeintrag "10 Dinge, die alle Eltern ihren Kinder über Behinderungen beibringen sollten" zu lesen.
Danach lädt der ganze Blog zum Durchstöbern ein !
Der Verfasser Raúl Aguayo-Krauthausen hat Glasknochen und eine faszinierende Biographie.